Nachsorge für Einsatzkräfte

Susanne Deimling im Gespräch mit EinsatzkräftenProfessionelle und ehrenamtliche Helfer wie z.B. Feuerwehrleute, Rettungsdienstmitarbeiter und Polizeibeamte sind in ihrer Tätigkeit mitunter starken körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Um anderen zu helfen, begeben sie sich oft selbst in Gefahr. Dabei sind nicht nur die großen medienwirksamen Ereignisse wie Zugunglücke, Amokläufe und Großbrände besonders belastend, sondern genauso häufig die alltägliche Arbeit.

Ausbildung, Einsatzerfahrung und Gruppengefühl erhöhen zwar die Widerstandskraft der Einsatzkräfte, aber selbst bei einsatzerfahrenen Feuerwehrmännern, Polizisten und Rettungsassistenten können sich auf besonders belastende und schreckliche Ereignisse Stressreaktionen zeigen, mit denen die Einsatzkräfte oft alleine dastehen.

In seltenen Fällen kann es zu einer chronischen posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kommen. Neueste Studien belegen, dass das Risiko, daran  zu erkranken, für Einsatzkräfte dreimal höher ist als im Vergleich zur Normalbevölkerung. Qualifizierte Nachsorge kann zwar das Einsatzgeschehen nicht verändern, wohl aber den Einzelnen bei der Verarbeitung des Erlebten unterstützen und zu einer schnelleren Gesundung und effektiveren Stressbewältigung beitragen.

Durch den Aufbau und die fachliche Leitung des Einsatz-Nachsorge-Teams (ENT) im Land Brandenburg, meine langjährige Dozententätigkeit an der Landesfeuerwehrschule und meine Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr habe ich mit vielen Einsatzkräften aus Feuerwehr, Polizei und dem Rettungsdienst zusammengearbeitet und viele nach belastenden Ereignissen betreut. Damit die Helfer einschätzen können, welche Gefahren im psychischen und physischen Bereich nach belastenden Einsätzen auftreten können, müssen sie in ihrer Aus- und Weiterbildung speziell geschult und darauf vorbereitet werden.
Neben einer qualifizierten individuellen Nachsorge für einzelne Einsatzkräfte biete ich auf Wunsch Schulungsmaßnahmen für Hilfsorganisationen im Vorfeld an. Deren Ziel soll es sein, die Helfer über die Auswirkungen von Einsatzstress und traumatischen Stress zu informieren und ihnen die wichtigsten Handlungsweisungen zur „psychischen ersten Hilfe“ zu vermitteln. Zwar können diese Maßnahmen ein belastendes Ereignis und eine potenzielle Traumatisierung nicht verhindern, wohl aber die Stressbelastung reduzieren bzw. einer ernsthaften Erkrankung vorbeugen.
Dadurch werden sowohl kurzfristig als auch langfristig die Arbeitsfähigkeit und Motivation stabilisiert und die Belastbarkeit für zukünftige Einsätze erhöht.